Nacht – Kammeroper in 24 Bildern von Georg Friedrich Haas


Nach Werken Friedrich Hölderlins

Eine Koproduktion von Gare du Nord, der Hochschule für Musik Basel und Lucerne Festival.
«Nacht», eine Kammeroper in 24 Bildern, basiert auf einer Montage von Texten Friedrich Hölderlins («Hyperion», «Tod des Empedokles», «Ödipus der Tyrann», Briefe u.a.),
ergänzt durch einen Brief seiner Geliebten Susette Gontard. Kaleidoskopartige Momentaufnahmen aus dem Leben und Werk Hölderlins beleuchten den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn, auf dem sich der Künstler bewegt. Es geht um Identität und Erinnerung, den Verlust von Idealen, von privaten und politischen Utopien und das Wissen um die eigene Schuld daran:
«Es giebt ein Verstummen, ein Vergessen alles Daseyns, wo uns ist, als hätten wir alles verloren, eine Nacht unsrer Seele, wo kein Schimmer eines Sterns, wo nicht einmal ein faules Hollz uns leuchtet».
Georg Friedrich Haas, geboren 1953 in Graz, ist in diesem Jahr «composer-in-residence» am Lucerne Festival. Thematisch gilt sein Interesse den Nachtseiten der menschlichen Existenz; nicht zufällig bildet Friedrich Hölderlin einen literarischen Fixstern seines Schaffens. Und schliesslich zählt Haas zu den grossen Klangforschern unter den Komponisten der Gegenwart. Ob Mikrotonalität oder Obertonexperimente – stets geht es ihm um neuartige klangliche Reize. Denn: «Die Abweichung macht das Aufregende aus.»


«Der Begriff ‹Nacht› ist für mich nicht mit romantisierenden Vorstellungen verbunden, sondern mit Realitätsverlust und Hoffnungslosigkeit, mit geistiger ‹Um-Nachtung›, mit dem Verlust von Utopien. Immer wieder frage ich mich, welches Recht ich habe, mich in mein ruhiges, kleines Komponierhäuschen zurückzuziehen, um dort an ausschliesslich durch musikalische Kriterien bestimmten musikalischen Materialien herumzufeilen (...), während um mich herum Entwicklungen geschehen, die sich von dem, was – z.B. – in Bosnien oder in Ruanda geschah, nur graduell unterscheiden. Die Diskrepanz zwischen meiner Klangwelt und dem Verzweifeln angesichts einer gesellschaftlichen Realität, der ich machtlos, wirkungslos gegenüber stehe, macht mich betroffen.»
Georg Friedrich Haas

Besetzung: Jürg Henneberger (Musikalische Leitung), Desirée Meiser (Regie), Nives Widauer (Gesamtausstattung), Martin Müller (Bühnenbau), David Buser (Videorealisation) Johanna Greulich (Sopran), Silke Gäng (Mezzosopran), Michael Feyfar (Tenor), Robert Koller (Bariton), Michael Leibundgut (Bass), Hanspeter Blochwitz (Sprecher) und dem Ensemble Diagonal für zeitgenössische Musik der Hochschule für Musik Basel
Gefördert durch: Fachausschuss Musik BS/BL, Stanley Thomas Johnson Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Artephila Stiftung, Jubiläumsstiftung der Basellandschaftlichen Kantonalbank



foto 3 & 4 (c) priska ketterer