Gone


Video on gobelin
approx. 3 x 4 m
2011



foto (c) sandro zanzinger

Verschwunden, vergangen, aber auch weit entfernt wird mit dem Titel der Videoinstallation signalisiert: etwas hat sich entfernt, ist aus unserem Gesichtsfeld verschwunden. Die Medienkünstlerin Nives Widauer arbeitet in ihren Arbeiten immer mit der Diskrepanz zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, zwischen dem Realen und dem Irrealen. Nicht immer ist das, was wir sehen, das Wahre und Reale und oft sind es gerade Täuschungen und Vermutungen, die zu einem realen, einem direkt fühlbaren Faktum werden. In der Installation „gone“ läuft das Geschehen als Projektion auf einem Gobelin ab; die erste Erzählebene der Geschichte ist die Schilderung auf dem Bildteppich des ausgehenden 18. Jahrhunderts: in einer paradiesisch schönen Landschaft tummeln sich ein Reiher, ein Ibis, in einer exotischen Vegetation. Diesen „Hortus conclusus“ betritt (als zusätzliche narrative Ebene) eine schemenhaft auftauchende Frau – und mit ihr betreten wir, die Betrachter, dieses geheimnisvolle Terrain. Sanft entschwindet sie unserem Blick, es folgt ihr ein Schatten, eine Silhouette, die zum eigentlichen Bildthema wird. Das Unwirkliche der Erscheinung ist gleichsam eine Vision, aber auch eine Projektion der Person des Betrachters, der für einen Moment ein verbotenes, ein gelobtes Land betritt, das ihm unerreichbar und irreal erscheint und das doch als Bild eine reale Existenz darstellt.

Die feingeknüpfte Handarbeit des flämischen Gobelins verweist mit der Textur des Gewebes auf die Pixel und Rasterungen von Bildern des digitalen Zeitalters, in denen die mediale Visualisierung ebenfalls aus den kleinsten Informationsbausteinen konstruiert ist – wie im Wandteppich, dessen Bildganzes sich aus einer Unmenge von winzigen Knoten und Sticheln zusammensetzt.

Margit Zuckriegl
catalogue "einmal unterwelt und zurück", residenzgalerie salzburg