Connection – Villa Farnesina
Sculpture
Marmor, Metall
60 x 70 x 180 cm
2023
In collaboration with curator Dr. Virginia Lapenta,
Museo Villa Farnesia.
‘Escape’: Wendy and Jim
Mit einer symbolhaften Bank aus Marmor hat sich die Künstlerin Nives Widauer in den , secret gardens" der Villa Farnesina in Rom wortwörtlich verewigt. Die Inspiration für diese In-situ-Arbeit stammt von niemand Geringerem als Michelangelo. Die Villa Farnesina ist eines der schönsten Beispiele einer städtischen Renaissance- Villa, eingebettet in einen parkähnlichen Garten voller exotischer Pflanzen im römischen Stadtteil Trastevere. Errichtet hat den Prachtbau der Architekt und Maler Baldassare Peruzzi im Auftrag des erfolgreichen Bankiers Agostino Chigi. Für die Ausstattung holte dieser die namhaftesten Künstler seiner Zeit, darunter Raffael, Sebastiano del Piombo und Giulio Romano. 1579 ging die Villa in den Besitz des Kardinals Alessandro Farnese über, von dem sie ihren Namen erhielt. Vor drei Jahren lud Virginia Lapenta, Kuratorin der Accademia Nazionale dei Lincei, die Künstlerin Nives Widauer ein, anlässlich der Ausstellung „Raffael und die Antike”, noch bis 2. Juli in der Villa Farnesina zu sehen ist, einen künstlerischen Beitrag zu leisten.
Seit meiner Kindheit hat mich Rom angezogen", erzählt Nives Widauer. „In Rom kann man Geschichten und Schichten unserer Kultur lesen, die Stadt fasziniert mit einem speziellen Licht und nie enden wollenden Möglichkeiten, Dinge zu entdecken" Widauers Recherchen über die Villa Farnesina und ihren Park, der sich zwischen der Via Della Lungara und dem Tiber erstreckt, haben Aufzeichnungen von Michelangelo zutage gefördert, der eine Brücke zwischen der Villa Farnesina und dem über dem Tiber gelegenen Palazzo Farnese geplant hatte. Sie wurde nie realisiert. Doch an der Stelle, an der die Brücke im secret garden der Villa Farnesina angekommen wäre, steht seit März eine Marmorbank von Nives Widauer.
1,80 Meter lang überspannt die Sitzfläche aus Marmor hohle Bögen, die an ein Viadukt erinnern. In der Sitzfläche ist das Wort, “Connection” in metallenen Lettern eingefügt und zwei Profile, die in die Zukunft beziehungsweise in die Vergangenheit blicken, sind an den jeweils abgeschrägten Rändern der Sitzfläche eingeritzt. Entstanden ist die Bank in Pietrasanta, dem Ort, an dem schon Michelangelo seine Marmorskulpturen schuf.
»Eine Bank ist ein spezieller Ort der Begegnung”, meint Nives Widauer, die anlässlich der Einweihung immer wieder für einige Stunden auf der Bank Platz nimmt und offen ist “für Gespräche, Kontemplation oder aber auch, ein Tramezzino zu teilen." Die Bank war die erste Umsetzung einer Idee von Marmorbrücken, die sie in einer Zeichnungs-Serie 2014 in Rom entwickelte. Eingearbeitet sind jeweils Begriffe oder Symbole, die eine Verbindung bezeichnen. Die zweite Bank die bereits an eine Privatsammlung verkauft wurde, trägt den Titel “Adjuncito" (Anbindung) und ist durch zwei ineinandergreifende Hände in der Mitte der Sitzfläche charakterisiert. Die dritte namens „Conjugio" (Hochzeit) zeigt zwei Profile, die einander ansehen. „Meine Kunst bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem Konzeptuellen und dem Sensuellen", so Nives Widauer, „Kunst ist ein Kommunikationssystem, das nicht nur über die Sprache miteinander verbindet, sondern auch visuell, auditiv oder haptisch”
Clarissa Mayer-Heinisch, Parnass 02/2023, Seite 195.